Irres in der Nacht

Kann ich
die haben? Eine
Nacht reicht schon,
nicht länger, sonst schreibt
sie womöglich
über mich!

Über die kleine Nachtlektüre, Nonnen und Katzen

Ihr wisst doch noch, ich wollte schon vor Monaten Nonne werden! Meine Umwelt kann das bestätigen, schließlich gehe ich ihr ja nicht oft mit meinem Gejammer auf den Keks. Und so bleibt diese eine waghalsige Lebensentscheidung bei meinen lieben Freunden besonders haften: Du weißt, ich will doch Nonne werden? - Klar weiß ich das, wie kann ich das vergessen!?
Und da liege ich an einem so schönen Abend einsam in meinem Bett und vertiefe mich in eines meiner neuen Bücher. Neben mir eine Cola light, weil ich sonst zu wenig trinke, da spare ich Kalorien und so manche schütteln nur mit dem Kopf, wie man so eine Plürre nur trinken kann. Das ist nicht das Original: Wie kannst Du das nur trinken? Wasser aus deinem Wasserhahn schmeckt sogar besser!
Aber da schlabbert, magisch angezogen, mein dicker Kater mindestens einmal am Tag dran rum. Eine Manie. Aber besser der Wasserhahn als die Kloschüssel!
Nun gut, so lese ich ganz angestrengt auf meine Art mehr kreuz und quer, als ich feststellen muss, dass es ja doch nicht besser wäre eine Nonne zu werden. Immerhin waren es vor langer Zeit gerade die Nonnen, Mönche und andere aus meiner Sicht eher fanatische Wesen, die sich ab und zu und mehr oder weniger mit wachsender Begeisterung selber geißelten.
Aber quälen wir uns nicht schon selber genug?
So schleppe auch ich meine wenigen Prozente masochistischer Neigung mit mir herum, weiß wie jeder: Es ist schön, wenn der Schmerz nachlässt!
Und wenn selber peitschen oder so, dann doch lieber von einem anbetungswürdigem Adonis, weil zu Zweit halt alles viel mehr Spaß macht, viel schöner ist. Vielmehr!
So werde ich nun doch keine Nonne. Ich befürchte, Nonnen chatten und telefonieren nicht stundenlang so wie ich, lesen sicher auch nicht Lulu oder andere erotische preisgekrönte Bücher und wissen erst recht nicht wer Kroll ist.
Doch ich kann mir denken, dass sie wie so viele andere Frauen in so mancher Nacht die Decke etwas weiter über den Kopf ziehen, um gänzlich einzutauchen, um Was genau Wo zu berühren.
Nun denn! Ich mutiere jetzt bestimmt zum Biest, immerhin fehlt es mir auch etwas an Interesse, mal wieder für eine Nacht die Traumfrau oder Schatzi zu sein. Und bevor ich je wieder für einen Mann etwas koche, darf dieser in sein Ledergeschirr steigen, um an der Kette geführt meine klitzekleine Wohnung zu wienern. - Ein paar Prozente Dominanz flackern in mir auf.
Meine Kater - beide geben zusammen auf ihre liebenswerte Art eher das Bild von Dick und Doof ab, spielen wieder FANG MICH quer über mein Bett hinweg, während ich lese, so ganz nebenbei aufstehe und aus der unscheinbaren Vase meine neuste Jelly-Errungenschaft herausangle: einen lass-meine-Batterie-nicht-durchbrennen, hellblau kreischendenden Wikinger, meinen Ich-schwänger-dich-hunderpro-nicht-Vibrator. 
Und nun lächle meine Schatten!

© by V.S. Dezember 2001