Sonnenuntergang (Auszug)

Die Sonne blinzelte durch die halboffenen Lamellen der Jalousie ins Zimmer. In den Strahlen, die das Zimmer durchquerten, tanzten die kaum sichtbaren Staubpartikelchen, die vor einigen Minuten noch mit ihrem Glanz den Kater angelockt hatten. Vergebens hatte er versucht, sie zu erhaschen, bis er vom schrillen Klang einer Glocke aufgeschreckt das Zimmer verließ.
Der Eiswagen kam auf den großen Hof gefahren. Kinder waren zu hören, wie sie lärmend quer über den Hof rannten und mit ihrem wilden Geplapper…
Das Bett im Zimmer war frisch bezogen, akkurat hergerichtet und den Duft blühenden Flieders verströmend. Zu beiden Seiten des Bettes standen Kerzen auf den Tischchen, vor dem Fenster der große lederne Stuhl daneben auf dem Boden eine Vase mit einem großen Strauß Blumen.
Ein leises Stöhnen war zu hören.
Die angelehnte Tür öffnete sich und ein Mann betrat das Zimmer. Die Dielen knarrten bei jedem Schritt.
Er ging zum Schrank, zog eine der riesigen Schubladen auf und holte einen Köcher heraus. Er nahm den Deckel ab und drehte den Köcher solange, bis einer der Rohrstöcke seine Hand berührte. Nachdem er den Köcher wieder in die Lade zurückgelegt hatte, betrachtete er zunächst das Instrument wohlwollend, dann schaute er zu Boden.
Vor dem Bett lag eine Frau. Kaum sichtbar regte sie sich.
Wie sie da so auf diesem weichen Teppich vor dem Bett lag, nackt, gefesselt, die Augen verbunden und einem Knebel im Mund, verlieh sie dem Zimmer etwas ganz Besonderes.
Ihre verbunden Hände waren mit einer Kette am Fuß des Bettes befestigt und ihr Körper hatte in den letzten Stunden irgendwie einen Punkt der Ruhe gefunden. Sie lag halb auf dem Bauch, die Beine nur leicht angezogen, der Kopf auf der Seite und Speichel tropfte aus ihrem Mund.
Sie stöhnte wieder leise, als sie spürte, wie er sich ihr näherte.
Sein Blick wanderte über ihren Körper und er lächelte sie an. ‚Wie schön sie doch ist.'
Er beugte sich weiter über sie, strich sanft über dieses so weiche Haar und fragte:
"Hast du geschlafen, meine Liebe?"
Sie nickte.
"Gut geschlafen? Geträumt? Von mir?"
Sie nickte wieder und stöhnte.
Dann setze er an und strich ihr mit dem Fingernagel einmal den Rücken entlang.
Ihr Körper wand sich unter ihm und eine neue rote Linie zierte ihre Haut.
"Hast du mich vermisst?"
Sie wollte etwas sagen, doch nur ein dumpfer Laut war zu hören.
Er richtete sich etwas auf nahm den Rohrstock, ließ ihn leicht auf ihrem Hintern tanzen. Dann schlug er zug.
Mit einem Ruck zog sie an der Kette, die Finger spreizten sich vor Schmerz, die Augen unter dem Tuch zusammengekniffen… die Zähne bissen auf den Knebel.
Eine rote Linie zog sich über ihren Hintern. Elf folgten.
Ihr Herz raste und diese Hitze durchströmte ihren Körper.
Seine großen kühlen Hände legten sich auf den Schmerz. Seine Stimme beruhigte sie wieder.
"Meine Liebe, hat es sehr weh getan?", fragte er sie. Doch anstelle einer Antwort, spürte er ihr Zögern.
"Das ist schlimm, wirklich schlimm für dich", flüsterte er ihr zu.
Er griff nach dem Rohrstock und brachte sie zum Glühen.
Mein Hinter brannte. Meine Knochen taten mir weh. Aber wenn ich mich nicht bewegte, war alles so erträglich, viel erträglicher.
Ich wusste nicht mehr, wie lange ich hier schon lag, aber hin und wieder kam er zu mir, brachte mir etwas zum Trinken, oder half mir zur Toilette. Dort hatte ich dann ein paar Minuten für mich. Ganz alleine. Diese Zeit gewährte er mir.
Seine letzten Schläge hätten mich vorhin beinahe um den Verstand gebracht. Ich brannte.

© by V.S. 3. Mai 2004